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Mon 30. Apr. 2018, 12:06:24 |
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Hallo werte Mitleidende!
Hier liest man immer wieder mal von Leuten die nach den Ursachen von Geräuschen fragen, feststellen müssen wie schwer diese zu finden sind und dass die Leserschaft meistens auch nicht wirklich helfen kann. Aktuell weiß ich von drei Geplagten die von Geräuschen im Antrieb ihres Oldi genervt werden und teilweise schon seit Jahren erfolglos versuchen diese abzustellen. Mir ist es auch so ergangen, lest welche Odyssee ich hinter mir habe und welchen Kampf ich gefochten habe!
Es soll Zeitgenossen geben die stören sich nicht weiter daran wenn am oder im Auto irgendetwas zirpt, zwitschert oder poltert. Fährt und bremst die Fuhre und sie drehen das Radio noch etwas lauter oder fahren schnell genug, denn die Fahrgeräusche werdens schon richten. Dann gibt es die, die sich akribisch auf die Suche begeben und nicht eher Ruhe haben bis sie die Geräuschquelle gefunden und abgestellt haben.
So lange ich Auto und meinen Oldi fahre nerven mich Geräusche die auf einmal da sind und ich verbringe Zeit, manchmal viel Zeit damit sie zu finden und abzustellen. An das rasseln des Ventils im Bremskraftverstärker der Zweikreisanlage hatte ich mich irgendwann sogar gewöhnt, war es doch nur im Standgas zu hören. Die Ventile gabs nicht einzeln zu kaufen und ein neuer Bremskraftverstärker war unglaublich teuer damals und so tut es schon lange ein Gebrauchter ohne rasselndes Ventil. Auch war ein leises heulen im Schiebebetrieb von der Hinterachse zu hören, denn der Amazon hatte schon um 300000km runter. Günther und Bodo, beide Amazonfahrer, Mitarbeiter bei Volvo-Deutschland in Dietzenbach und Gäste unseres Volvostammtischs beruhigten mich damals mit dem Spruch, „wenn eine Volvoachse jault, dann tut sie das noch min. 200000km“. Aber irgendwann kam noch ein neues Geräusch hinzu das beim Lastwechsel kurz zu hören war, aber beim halten der Geschwindigkeit passend zur Gaspedalstellung oder erreichen der Höchstgeschwindigkeit (ja das machte ich auch), als Dauergeräusch zu hören war. Mit den Jahren wurde das Dröhnen immer lauter und ich begann Hinterachsen zu kaufen und zu wechseln, aber es änderte sich nichts. Ich habe die original Hinterachse überholen lassen und hatte den Eindruck dass die Reparatur nur auf der Rechnung stattfand, er hatte noch nicht mal alle Dichtungen ersetzt. Die Achse habe ich ein zweites mal, jetzt aber in Duisburg überholen lassen, dabei ein neues Teller- und Kegelrad und ein Sperrdifferential mit einbauen lassen. Anschließend durfte ich mich über ein neues Geräusch freuen das mit eingebaut wurde, ein knacken des Sperrdifferentials in engen Kurven. Mein Lieblingsgeräusch aber war immer noch präsent und hatte inzwischen die Lautstärke eines MG3 bei Dauerfeuer erreicht. Auch das Overdrive fing an seinen Dienst zu verweigern, im Sommer bei Hitze und längeren Fahrten, wenn alles glühend heiß war, war beim Gas wegnehmen ab etwa 120 oder weniger kein Kraftschluß mehr vorhanden. Der Motor fiel auf Leerlaufdrehzahl und ich hatte einen Amazon mit Freilauf wie ein Saab 96 oder DKW. Nicht schlecht erst mal, spart Sprit, aber auch keine Motorbremswirkung mehr und beim Gas geben heulte der Motor auf und die Kupplung im Overdrive rutschte, ich musste in den Vierten zurück schalten und konnte erst oberhalb 120 wieder das Overdrive einlegen. Vermutlich wäre es mit ein paar neuen O-Ringen gut gewesen, aber ich hatte seit Jahren schon ein neues Overdrive in Regal liegen. Nur ein Overdrive ohne Getriebe, für 2000 Kronen etwa 650DM damals nicht ganz billig, aber ich hatte ein Neues und es war wie Tellerrad, Kegelrad und Sperre Beute aus Vallagra und der VROM. Das Getriebe funktionierte zwar tadellos da es aber schon etwa 300-350000km runter hatte und alle Teile sowieso vorrätig waren, hatte ich mich entschlossen es zu überholen. Nach dem Trennen von Overdrive und Getriebe wunderte ich mich warum die Nocke auf der Hauptwelle die die Ölpumpe des Overdrives antreibt lose war und sich etwa 2mm, gemessen am höchsten Punkt, hin und her bewegen lies? Ich baute die Nocke ab und da war er der Übeltäter, der für das Geräusch, das Rattern, den Ärger und Frust und wie ich jetzt feststellen musste für unnötige Kosten gesorgt hatte. Der Mitnehmerkeil war lose und hatte sich mit der Zeit in die Nut der Hauptwelle eingeschlagen! Ein Pfennigteil, ein Normteil wie jede X-beliebige Standardschraube, Mutter oder U-Scheibe, war schuld und hatte all die Jahre für den Ärger gesorgt!
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Die Nocke mit Keil ist also bei jeder Umdrehung, immer am höchsten Punkt, von der einen zur anderen Seite der Nut in der Hauptwelle umgeschlagen und hat so das Geräusch verursacht. Beim Beschleunigen oder im Schiebebetrieb war nichts zu hören da das Keilchen ja fest anlag, war sozusagen unter Druck, beim Lastwechsel hat es dann kurz, bzw. beim halten einer bestimmten Geschwindigkeit dauernd hin und her geschlagen und verursachte dieses grauenhafte Rattern. Im Ersatzteilkatalog des P1800E/ES hier im Forum habe ich die beste Abbildung gefunden, in Gruppe 4, Seite 14, Teil 51 Nocke (Kam) und 52 Keil (Kil), 53 ist der Ring der die Nocke sichert. http://www.networksvolvoniacs.org/images/c/c5/ET_Katalog_P1800_B20_1973_neu.pdf
Ich habe alles ausgemessen und festgestellt, dass die Nute in der Hauptwelle 5-6 Hundertstel Millimeter breiter war als der Federkeil und die Nute in der Nocke. Also eindeutig ein Fertigungsfehler, man hatte gepfuscht bei Volvo! Es war nur der Keil der sich abnutzte, das Übermaß der Nut in der Welle kam also nicht durch das hin und her schlagen. Dazu muss man wissen, dass das leichter zu ersetzende und billigere Teil immer weicher ist, der Federkeil ist also aus weichem Werkstoff, die Hauptwelle aus hochwertigerem Material und gehärtet. Beispiele: Das Messing der Drosselklappenwelle (billig) ist aus einer weicheren Legierung als die eingegossenen Buchsen des Vergasergehäuses (teuer). Maschinenelemente sind immer mit sogenannten Abscherstiften (50 Cent) verbunden, im Falle eines Crashs muss nur der Stift ersetzt werden und kein teures Getriebe (tausende Euro) oder Antriebswelle. Also wurde bei Volvo gepfuscht, denn die Feder muss in beiden Teilen, in Nocke und Welle stramm sitzen. Macht nichts hatte man sich gedacht oder gar nicht bemerkt, die wenigen Hundertstel Millimeter und die beginnende Abnutzung und Schwächung des Keils waren erst mal viele Jahre und Kilometer nicht bemerkbar und wer machte sich 1970 Gedanken, dass da Jahrzehnte später noch einer damit rumfährt.
Ich habe mir einen Federkeil in 3mm Stärke von unserer Instandhaltung besorgt, es auf den E-Magnet einer kleinen Flachschleifmaschine gespannt, auf 2,56mm geschliffen und den Teil der in der Nocke sitzt auf 2,50 abgesetzt. Zu Hause mit Messingdörnchen und ganz leichten Hammerschlägen in die Hauptwelle eingepresst und die Nocke ebenso montiert. Seitdem ist Ruhe! Nun denkt sicher der Ein oder Andere der Bernhard hat die Kenntnisse und Fähigkeiten das in Ordnung zu bringen, was hätte ich machen müssen oder gemacht damit das Getriebe wieder ruhig ist. Ganz einfach einen neuen Federkeil bei Volvo (wieviel Euros der bei Volvo wohl kostet ) bestellen und einbauen, fertig! Der hätte zwar auch wieder die 5-6 Hundertstel Spiel gehabt, aber das Getriebe war 160000km gelaufen als ich es aus einem 140er ausgebaut habe und war noch viele Kilometer ruhig bis der Zirkus angefangen hatte, die wollen erst mal gefahren sein. Kenntnisse und Fähigkeiten? Na ja, ich sitze oft vor dem PC wenn es hier um Elektrik und Elektronik geht, staune und verstehe fast nichts und würde einen Volvo mit D-Jetronik beim ersten größeren Problem auf Vergaser umbauen. Jeder backt eben die Sorte Brötchen die er am besten beherrscht!
Hier habe ich die Mitnehmerfeder zusammen mit einer 10 Öre Münze und einer Büroklammer fotografiert, sie ist gerade mal 12,4mm lang, 5,1mm hoch und 2,5mm dick. Deutlich sieht man die Einkerbung, die Abnutzung, der obere unbeschädigte Teil saß in der Nocke.
Hier die Feder vor der Seite aufgenommen, normal 2,5mm dick aber durch die Beanspruchung über viele Jahre und mehrere 100000km an seiner dünnsten Stelle gerade noch 1,7mm stark.
Und wenn ich schon mal dabei bin, hier das überholte Getriebe mit neuem Overdrive, schön gemacht mit original Volvo-Motorfarbe, aufgenommen am 11.7.2005. Die zwei Farbfehlstellen, vermutlich vom auf der Seite liegen, wurden noch ausgebessert. Bei der Gelegenheit hatte ich Uli Rennelchs Rat befolgt und die originale Getriebeentlüftung verschlossen und in den Deckel verlegt. Siehe (Bild groß machen) am Schalthebeldom in Fahrtrichtung!
Und solltet ihr mal ein wiwi, wiwiwi oder wiwiwiiiiwiwiwiiiii beim anfahren aus dem Motorraum hören, das harmloseste Geräusch das auftreten kann, dann sind die beiden Kunststofflager des Vergasergestänges furztrocken. Das muss man auch erst mal finden, man hört nichts im Standgas, nichts beim fahren, nur beim starten und anfahren wenn der Motor etwas hin und her wankt, glotzt in den Motorraum und findet nichts. Etwas Fett hier ab und zu und Ruhe ist!
Geduld und starke Nerven auf der Suche nach den Ursachen für Geräusche und jaulende Achsen wünscht euch
Bernhard
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Editiert am Thu 3. May. 2018, 10:03:19 von Börnaut
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