Forum Vet
Wiki Edit 811
Threads 12
Posts 311
|
|
Fri 2. Oct. 2015, 15:01:29 |
|
Ich habe aber noch eine Kopie von der alten Himmeleinbauanleitung aus dem alten Volvoniac Forum gefunden:
________________________________________
Wenn der Dachhimmel im Laufe der Jahre eine Tarnfärbung angenommen hat, durch Nikotin, Wasserflecke, Rostflecke, undefinierbare Flecke oder Löcher und Risse verunziert ist, leidet der Eindruck des gesamten Autos. Das Auswechseln eines Himmels, vor allem das faltenfreie Spannen wird dabei oft als unmöglich angesehen und da der Sattler für teueres Geld nicht im Budget ist, wird der Austausch auf die lange Bank geschoben.
Dabei ist diese Arbeit viel einfacher als sie aussieht und kann mit etwas Geduld und Ruhe selbst erledigt werden - wie immer ist das Gewußt wie entscheidend.
Unser Studienobjekt ist ein 61er PV544C, dessen gammeliger Waffelmuster Tuch-Himmel durch einen moderneren aus Kunstleder ersetzt wird. Da Kunstleder sich bei höheren Temperaturen leicht dehnt, empfiehlt es sich, die Arbeiten bei eher warmen Wetter durchzuführen, um spätere Faltenbildung eines bei Kälte gespannten Himmels zu vermeiden.
Hinten beginnend entfernt man vorsichtig den alten Lappen, indem man zuerst die Nägel am linken und rechten Rand der Hutablage heraus zieht. Danach kann der Plastikkeder, der um die Heckscheibe läuft, rausgefriemelt werden. In den oberen Ecken der Heckscheibe ist dieser Keder mit fiesen Stahlklammern befestigt, die vom Blech abgezogen werden können, sobald man von innen (also zwischen Himmel und Wagendach) Zugang hat.
Links, Rechts und über der Windschutzscheibe ist der Himmel hinter Blechkanten gesteckt. Diese haben innen viele kleine Zähne, in die der Stoff eingehakt ist. Ein leichtes, vorsichtiges Vorbiegen der Kanten um einige Millimeter ermöglicht es, den alten Himmel, zum Beispiel mit einem stumpfen Küchenmesser, wieder von innen Stück für Stück von den Zähnen runterzuheben. Dazu geht man mit der runden Seite der Klinge zwischen Himmel und Zähne, so daß man den Stoff unbeschädigt nach unten rausziehen kann. Mehr Spielraum dafür zwischen Himmel und Dach erhält man, indem man die Spriegel, die den Himmel halten, nach unten dreht und später nacheinander herausnimmt.
Unbedingt vermeiden sollte man den Ausbau des Himmels mittels roher Gewalt, da dadurch die am Auto verschweißten Zahnleisten verbiegen oder abbrechen. Über den Türen sind diese Zahnleisten verschraubt, dadurch wird die Demontage hier noch einfacher.
Wichtig ist es, die Spriegel nicht durcheinander zu bringen, da diese alle verschieden sind! Am besten steckt man sie sofort in die entsprechenden Taschen des bereitliegenden neuen Himmels.
Ist der Himmel draußen, hat man die einmalige Möglichkeit auch die Windfangkeder um die Türen herum zu erneuern. Hierzu müssen die Schwellerauflage, die Blende der A- und der B-Säule, die Fußraumpappen und eigentlich auch das ganze Armaturenbrett (!) demontiert werden - auf Letzteres kann man aber auch verzichten. Die Keder sind mit ungefähr 10.000 kleinen Krampen festgeheftet - und die müssen alle raus... Scheut man die Kosten für neue Keder, kann man die alten Gummiprofile zum Beispiel mit schwarzen Jeansstoff neu umnähen - das ist allerdings nur etwas für fortgeschrittene Nähkünstler. Wenn die Kederränder knapp am Gummiprofil zusammengenäht werden, ist später ein gleichmäßiger Einbau wesentlich einfacher. Die Befestigung der neuen Keder ist mit einem guten Tacker recht unproblematisch, da sie nur in Pappe geheftet werden. Es empfiehlt sich, die B-Säulen Verkleidungen jetzt zu verschrauben statt wieder anzunageln - aber das ist auch Geschmackssache.
Für den Einbau des neuen Himmels müssen zunächst die Spriegel in der richtigen Reihenfolge in den Taschen des neuen Himmels stecken. Dann wird - am praktischsten hinten beginnend - ein Spriegel nach dem anderen zunächst mit der Rundung nach unten wieder eingehängt, bevor er in die richtige Stellung gedreht wird. Damit die Spriegel stramm sitzen sollte man sie etwas auseinander biegen (vorsichtig!) und die Spriegelenden zusammen mit einem Stück Stoff oder Kunstleder in die Löcher drücken.
Wiederum hinten beginnend, wird nun der Plastikkeder in die Falz um die Heckscheibe gedrückt. Als schwierig gestaltet es sich, die oberen Ecken des Keders in die Metallklammern zu schieben, die auf alle Fälle vorher an ihrer ursprünglichen Stelle wieder auf die Blechkante geschoben sein sollten. Falls dies nicht gelingt, geht es auch ohne Metallklammern, allerdings wird dann ein faltenfreies Spannen an den C-Säulen schwierig bis unmöglich.
Auf der Höhe des hintersten Spriegels, beginnt man nun mit einem stumpfen Spachtel mit abgerundeten Ecken den Stoff hinter die Zahnleisten zu schieben, was nicht sehr schwierig ist. Doch Vorsicht: Ist der Stoff erst mal drin, gibt es kein zurück, außer auf dem oben beschriebenen Weg.
Der Bereich der C-Säulen zwischen hinterstem Spriegel, Heckscheibenoberkannte und um das Ausstellfenster herum sollte schon jetzt weitgehend faltenfrei sein, wobei später durch das Fixieren auf der Hutablage noch ein wenig nachgebessert werden kann.
Beim weiteren Spannen des Himmels in Richtung Windschutzscheibe ist es wichtig, daß man immer zuerst die Nahtstellen in Höhe der Spriegel links und rechts fixiert und dann erst den Bereich dazwischen angeht. Vor allem sollte nicht zu sehr „nach vorne“ gespannt werden, sondern eher zu den Seiten hin. Die Taschen des Himmels müssen immer so in Höhe der Spriegel bleiben, daß diese ganz aufrecht stehen und nicht zu sehr nach vorne oder hinten gezogen werden.
Ist man beim vordersten Spriegel angelangt, fixiert man den Himmel mittig über der Windschutzscheibe und arbeitet sich abwechselnd links und rechts weiter. Dabei darf nicht zuviel gespannt werden, da noch die Sonnenblenden und die Innenbeleuchtung befestigt werden muß, und dadurch dort zusätzliche Spannpunkte entstehen.
Als letztes und schönstes bleibt das Befestigen auf der Hutablage, daß durch die nach innen gewölbten C-Säulen ziemlich tückisch ist: Hier paßt kaum ein Tacker rein. Man muß sich zu zweit daran machen, mit einem kleinen Hammer Nägel mit großen Köpfen in die Pappleiste zu hämmern, während der Helfer den Himmel auf Spannung hält. Zum Glück wird diese Werk später durch die Pappe auf der Hutablage verdeckt.
War doch gar nicht so schwer, oder?
Anm. d. Red.: Erst hieß der vorletzte Satz: Wenn man gleichzeitig spannen und nageln will, muß man sich zu weit auf die Rückbank quetschen.
|
|