Allgemeingehaltene Oldtimer Kaufberatung
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Inhaltsverzeichnis
Oldtimer Kaufberatung
Gretchenfrage: Welches Modell soll ich mir antun?
Man sollte sich erstmal klar darüber werden ob man sportlich, gediegen oder möglichst ausgefallen unterwegs sein will. Hört sich vielleicht dumm an, aber die eierlegende Wollmilchsau gibt es nicht, höchstens einen guten Kompromiss. Und bei einem Hobby steht der Spaß schließlich im Vordergrund! Der kann einem aber schon bei den Preisen vergehen. "Everybodies Darling" vom Schlage eines Mercedes 190, Ford Mustang, Fiat Topolino, usw. werden überbewertet, da sie jeder will, aber nur eine begrenzte Anzahl zur Verfügung steht. Deshalb ist es äußerst ratsam sich nach Autos weg vom Mainstream umzusehen. Unter anderem gibt es auch innerhalb einer Modellreihe gravierende Unterschiede im Preis. Ein Mercedes W108 ist als Coupe um einiges billiger als das Cabrio. Dagegen ist ein Porsche 911 Targa billiger als das Coupe. Die schöne Coupeform findet einfach mehr Anklang. Der Markt ist unfair, darum lohnt es sich darüber nachzudenken ob man nicht ein günstiges Schattenmodell kaufen soll und das gesparte Geld lieber in was anderes investiert. Weiterhin sollte man sich auch überlegen, ob man sich ein fertiges Auto zulegen will, oder ob man ein Auto will, das etwas Arbeit braucht. Dabei sollte man seine eigenen Fähigkeiten, Mittel und Möglichkeiten genau überdenken, sonst kann es schnell sehr viel teurer werden, als geplant. Grundsätzlich gilt: Das bessere Auto ist der bessere Kauf.
Das Messer wird gewetzt: Vorbereitung zu Kauf!
Nachdem durch eine Kleinanzeige, einen Tipp oder übers Internet ein Auto ausgewählt wurde sucht man sich am besten Kontakt zu einem Schrauber. Über einschlägige Clubs findet man bestimmt jemand der so ein Modell schon mal restauriert hat bzw. sich damit WIRKLICH auskennt! Selbst wenn der Herr das nicht umsonst machen will, das Geld ist super angelegt. Eine unbemerkte Durchrostung an einem tragenden Teil oder ein nicht bemerkter Defekt wird wesentlich teurer... Auf Fanseiten im Internet zu bestimmten Fahrzeugen gibt es oft Kaufberatungen, die sich über spezielle Schwachpunkte des gewünschten Modells auslassen. Wenn man sich für ein bestimmtes Modell entschieden hat, sollte man sich vorher über das Fahrzeug genau informieren. Internet sei Dank, ist das heutzutage kein Problem mehr. Nichtsdestotrotz sollte man zur Besichtigung des Wagens eine Taschenlampe, einen Magneten im Tuch (ideal: Lackschichtdickenmesser), eine Decke, einen Schraubenzieher und eine Anzahlung dabei haben! Auf www.conrad.de gibt es einen Lackschichtdickenmesser für 125.-€, der die Schichtdicke in µm misst. Dazu bei der Schnellsuche einfach „SDM-115“ eingeben.
Jetzt wirds technisch: Den Zustand ermitteln!
Lasst erst den Verkäufer reden. Warum verkauft er das Auto, hatte der Wagen eine größere Reparatur oder einen Unfall, der gemacht werden musste (Belege und/oder Fotos zeigen lassen) oder sonstige erwähnenswerte Sachen? Übrigens: Einige Verkäufer versuchen bei Oldtimern immer herzzerreißende Stories zu erzählen um das Auto schnell und teuer vom Hof zu bekommen. Lasst Euch nicht einlullen!
Karosserie und Lack!
- Gleich vorneweg: Das Auto muss trocken, sauber und in einem guten Licht stehen. - Spaltmasse begutachten: Ungleiche Spalte lassen auf einen Unfall schließen. - an allen möglichen Karosserieschrauben (Kotflügelschrauben, Scharnierschrauben usw.) nach „Lösespuren“ suchen. Wenn Schrauben gelöst wurden, könnte das ein Indiz für ein ausgetauschtes Teil sein. - An Tür- und Haubenkanten nach „Abklebespuren“ suchen. Bei einer Reparaturlackierung wird i.d.R. nur die Außenhaut lackiert, dadurch entsteht an den Kanten der Bauteile ein Lackrand, den man mit der Hand erfühlen kann, ebenso, wenn etwas zur Lackierung abgeklebt wurde (bspw. Der Übergang vom Kotflügel zur A-Säule). - Die Karosserie sollte man auch nach Lacknasen absuchen. Diese sind meist an Stellen, an denen etwas in die Außenhaut eingebaut ist. Bspw. unterhalb von Türgriffen oder an den Löchern für Schließzylinder. - Um schlecht reparierte Unfallschäden zu erkennen sollte man im Heckbereich den Teppich anheben und nachsehen, ob nicht Falten im Kofferboden oder der Ersatzradmulde sind, die da nicht hingehören. Im vorderen Bereich sollte man den Kühlerträger unten und die beiden Längsträger auf Faltenbildung und Nachlackierung überprüfen. Außerdem sollte der Blick flach über die beiden Dachholme links und rechts gleiten. Befinden sich dort Dellen (meist im Bereich der B-Säule oder knapp dahinter), kann man von einem schweren Unfall ausgehen, der schlampig repariert wurde - Auf jeden Fall die Finger von dem Wagen lassen!!! - Bei den am Wagen verbauten Kunststoffteilen ist manchmal das Produktionsdatum eingegossen, und auf den Glasscheiben ist es aufgedruckt. Hier kann man überprüfen, ob die Teile vom Herstelldatum zum Fahrzeug passen. - Die Elektrik sollte man auch nicht außer Acht lassen. Einfach mal im Motorraum die Elektrik betrachten. Sind irgendwelche Kabel zusätzlich eingezogen, oder wurden Kabel geflickt (möglicherweise als Folge eines Unfalls). Wenn kein Radio eingebaut ist, hat man die Möglichkeit einen Blick in die Elektrik des Armaturenbretts zu werfen. Ein Blick in den Sicherungskasten zeigt auch mögliche elektrische Umbauten. Auf jeden Fall sollte man sich auch die Elektrik der Rückleuchten ansehen, besonders an Steckern. Ist hier alles vergammelt, ist mit hoher Wahrscheinlichkeit der Kofferraum undicht. - Sind die Scheiben in gutem Zustand? Panoramascheiben sind teuer und blinde Plastikscheiben fast nicht mehr aufzuarbeiten! - Nach Beulen, Kratzer und Wellen im Blech suchen (Lackschichtdickenmessgerät oder Magnet einsetzen: hält er ist es gut, fällt er ab wurde gespachtelt). - Sind alle Leisten, Spiegel, Radkappen und Zierringe vorhanden und in gutem Zustand? Ersatz, vor allem Chrom, ist meist selten und teuer. - Unterboden prüfen. Vor allem Schweller und der Bereich der im Spritzwasser liegt (Endspitzen hinten und die A-Säulen unter den vorderen Kotflügeln) ist stark rostgefährdet. (Schraubenzieher erst nach Rücksprache mit dem Verkäufer benutzen..., man kann aber auch vorsichtig mit dem Griff des Schraubenziehers abklopfen) - Tür-, Hauben- und Scheibengummis anschauen. Riecht es im Auto muffig liegt es meist daran. Im Zweifelsfall Auto mit weichem Wasserstrahl abspritzen lassen und selber ins Auto kriechen um zu schauen. - Nachdem man sich vor dem Kauf schon intensiv mit dem gewünschten Modell auseinander gesetzt hat, erkennt man auch Umbauten, die möglicherweise nicht zum Modelljahr passen. Aber auf alle Fälle sollte man auf Umbauten achten, die von früheren Tuningversuchen herrühren, wie gebördelte Radläufe oder zerschnittene Türverkleidungen/Innenausstattung für Lautsprechereinbauten. - Den Bereich um die Ablassbohrungen, besonders beim Schiebedach sorgsam auf Verstopfungen und Rost prüfen. - Bei Cabrios auf Risse oder Schürfungen achten, besonders an Kontaktstellen zur Karosserie und Nähten. - Es muss vor dem Kauf auf jeden Fall noch die Fahrgestellnummer überprüft werden. Zum einen steht sie auf dem Typenschild und ist außerdem noch am Fahrzeug eingeschlagen. - passen die Gebrauchsspuren von Lenkrad, Pedalgummis und Schaltknauf zur Kilometerleistung? Falls die Teile neu sind nach Abgreifspuren am Blinkerhebel und Zündschlüsselbart schauen. - Öffnen und Schließen alle Schlösser einwandfrei? - Ist die Bordliteratur vollständig vorhanden und wurde das Serviceheft geführt?
Technik
Motor und Kraftstoffanlage
- Als erstes den Blick durch den Motorraum schweifen lassen. Ist dort etwas auffälliges zu entdecken, wie abgerissene Leitungen, Porositäten an Schläuchen und Leitungen. Wurde der Motor frisch herausgedampft (Indiz für eine vertuschte Undichtigkeit)? Ist ein Ölwechselzettel angebracht, wann war der letzte Ölwechsel. Gibt es Rückschlüsse auf Zahnriemenwechsel, Frostschutzprüfungen, Bremsflüssigkeitswechsel. Passen diese Angaben mit den Angaben im Serviceheft und der Laufleistung zusammen. Wie sieht die Zündanlage aus? - Bevor man den Motor startet sollte man sich anhand des Krümmers überzeugen das er auch kalt ist. Ein ausgelutschter Motor oder Diesel mit defekten Glühkerzen läuft i. d. R. warm immer an. Man sollte auch den Verkäufer fragen, wie man den Motor am besten startet (Mit Choke voll gezogen oder nur halb, mit Gas oder ohne...), früher sind die Autos halt nicht nur durch Schlüssel drehen angesprungen. - Springt der Motor sauber an und läuft in allen Temperaturbereichen (kalt - warm - heiß) rund und nimmt willig Gas an? - Bei mittlerer Drehzahl Vollgas geben, dann aprupt vom Gas und danach wieder voll drauf (Lastwechsel). Wenn man danach hinten nichts mehr sieht ist der Motor ziemlich verschlissen und eine teure Revision wartet. Man kann das evtl auch auf der Probefahrt beobachten. Qualmt der Motor beim Gasgeben blau sind möglicherweise Kolben, Kolbenringe und Zylinder verschlissen. Qualmt er beim Gas wegnehmen blau liegt es an den Ventilschaftdichtungen. Qualmt der Motor erkennbar weiß, verbrennt er Wasser und wenn er schwarz qualmt hat er zuviel Kraftstoff oder zu wenig Luft. - Die Benzinleitung und die Gummischläuche sollten in einem ordentlichen Zustand sein. Ein Riss oder ein Platzen kann zu einem Fahrzeugbrand führen! - Verbrauchtes Öl riecht verbrannt und ist kohlrabenschwarz! Achtung Diesel: Durch den Russ färbt es sofort das Öl...:-( - Ist am Öleinfülldeckel oder am Messstab grauer Schaum? Das deutet auf Wasser im Öl (Zylinderkopfdichtung defekt) - Riecht das Motoröl nach Benzin, dann läuft das Auto zu fett oder wurde nur in Kurzstrecke bewegt. Nach einer längeren Probefahrt mit warmem Motor sollte das Benzin im Öl verdampft sein. Wenn nicht, ist der Motor zu fett. ACHTUNG: durch Benzin im Öl wird die Schmierfähigkeit des Öl gesenkt, außerdem sollte man auf der Probefahrt den Ölstand kontrollieren. Wenn das Benzin verdampft sinkt der Ölstand. - Im Kühlwasser darf sich auch kein Öl befinden, es darf auch nicht bei laufendem Motor blubbern (Zylinderkopfdichtung defekt). - bei Autos mit Zahnriemen. Ist der Zahnriemen gewechselt worden? Intervalle beachten! - Tropft das Auto Öl? Wenn ja woher. Leichter Ölnebel ist normal, leckende Dichtungen oder Simmerringe (Kurbelwellenausgang) arbeitsintensiv bzw. sehr teuer! - Wenn möglich sollte man eine Kompressionsprüfung vornehmen. Bei Benzinern sollte die Kompression gleichmäßig bei etwa 9-11 bar liegen. Liegt die Kompression bei einem oder mehreren Zylindern deutlich drunter liegt entweder ein Defekt oder ein falsch eingestelltes Ventil vor! Wenn man bei dem Zylinder mit der geringeren Kompression Motoröl hineinspritzt und die Kompression nochmals prüft, kann man den Defekt genauer eingrenzen. Wird die Kompression besser sind Kolben, Kolbenringe und Zylinder verschlissen (das Öl dichtet ab). Bleibt die Kompression gleich schlecht liegt es an der Kopfdichtung, am Kopf oder den Ventilen. Dann sollte man Luft in den Zylinder blasen (beide Ventile müssen dabei geschlossen sein). Jetzt kann man hören ob die Luft aus dem Ansaugtrakt oder aus dem Auspuff kommt (entsprechendes Ventil ist undicht), oder blubbert es im Kühlwasser, dann ist der Zylinderkopf gerissen oder die Kopfdichtung defekt. - Ein Blick auf die Motor und Getriebegummis. Sie dürfen weder rissig noch verölt (aufgequellt) sein. - Beim Warmlaufen des Motors kann man auch gleich noch den Thermostat überprüfen. Die Motortemperatur sollte ansteigen, und erst wenn die Betriebstemperatur erreicht ist, darf der obere Kühlerschlauch warm werden. Wird der obere Schlauch von Anfang an mit warm schließt der Thermostat nicht. Wird der obere Schlauch nicht warm, öffnet der Thermostat nicht (Gefahr von Überhitzung).
Getriebe und Antrieb
- Der Schleifpunkt der Kupplung sollte im 2/3 des Pedalwegs liegen. Geht der Motor bei eingelegtem 4. oder 5. Gang im letzten 1/3 des Pedalwegs aus (mit angezogener Handbremse) muss der Kupplungsweg nachgestellt werden. Ist der schon am Anschlag muss die Kupplung erneuert werden. - Bei Kardanwellen das Axialspiel der Mittenlager durch heben und senken prüfen. Ein wenig Luft ist okay, mehr wie drei Millimeter ist bedenklich. Das kardanische Gelenk darf kein Spiel haben. Spiel in Drehrichtung ist immer vorhanden, was vom Zahnflankenspiel des Schalt- und Hinterachsgetriebes herrührt. Die Hardyscheiben nicht vergessen. Diese dürfen nicht porös oder gar eingerissen sein. - Das Getriebe darf -wie die Hinterachse- nicht verölt sein! Teure Reparaturen sind die Folge!
Lenkung und Fahrwerk
- Wenn die Möglichkeit besteht, sollte man die Achsen freiheben und nach möglichem Achs-, Lenkungs- oder Radlagerspiel suchen. Dabei kann man auch der Bremse und den Reifen einen Blick schenken. Das Alter der Reifen kann man an der so genannten DOT-Nummer erkennen. Reifen die ab 2000 produziert wurden haben eine vierstellige Zahl, z.B. 4503. Das bedeutet, dass der Reifen in der 45. Kalenderwoche 2003 produziert wurde. Reifen aus den Neunzigern haben eine dreistellige Zahl mit einem Dreieck dahinter, z.B. 453◄ Dieser Reifen wurde in der 45.KW 1993 hergestellt. Reifen die kein Dreieck hinter der DOT-Nr haben wurden in den 80ern hergestellt. - Wenn das Auto jeder Rille nachläuft und die Reifen einseitig abgefahren sind ist die Spur verstellt! - Sind die Stossdämpfer dicht, die Federn in einem guten Zustand? - Die Fahrwerksgummis dürfen weder ausgeschlagen noch rissig sein! Die Kugelköpfe und Traggelenke bei entlastetem Rad auf Spiel überprüfen. Auch das Radlager muss spielfrei sein und darf bei drehendem Rad keine mahlenden Geräusche von sich geben. - Das Lenkrad darf nicht mehr als zwei Finger breit Spiel haben! - Den Reifen sollte man auch ein wenig Aufmerksamkeit schenken. Zunächst gilt es, die zulässige Mindestprofiltiefe von 1,6mm im Hauptprofil zu beachten. Das Hauptprofil ist das Profil in der Mitte des Reifens und umfasst ca. 2/3 der Laufflächenbreite. Man erkennt es auch an den so genannten TWI-Marierungen (Profiltiefenindikator im Profil). Weiterhin sollte man auf das Profilbild achten. Ist ein Reifen außen beidseitig oder genau mittig abgelaufen, handelt es sich um einen Luftdruckfehler. Wenn der Reifen außen abgelaufen ist hat der Reifen zu wenig Druck, ist er nur mittig abgelaufen, hat der Reifen zu viel Druck. Außerdem kann man am Reifenprofil Achsfehler erkennen. Hat der Reifen eine starke Sägezahlbildung, kann von einem Spurfehler ausgegangen werden. Laufen die Reifen einseitig ab, liegt ein anderer Fehler (und/oder ein Spurfehler) an der Achse vor. Kann man im Reifenprofil Auswaschungen feststellen (meist in Verbindung mit einem erheblichen Abrollgeräusch), sind mit hoher Wahrscheinlichkeit die Stoßdämpfer defekt. Hat der Reifen nur an einer Stelle eine Abplattung, hat der Reifen eine Bremsplatte und sollte auch getauscht werden (andere Seite dann auch untersuchen), um die Achsteile zu schonen und die damit einhergehende Unwucht zu beseitigen.
Bremsen
- Die Bremsbeläge dürfen nicht unter drei Millimeter Reststärke sein! Die Bremsscheiben dürfen nicht zu sehr eingelaufen sein (Restwanddicke beachten) - Die Handbremse sollte nach spätestens dem fünften Zahn angezogen sein. Ansonsten nachstellen bzw. es sind die Beläge der Bremse fällig! - Handbremse anziehen und anfahren versuchen. Dabei sollte der Hinterwagen gleichmäßig einsinken. Geht der wagen bspw. Nur rechts runter, kann man davon ausgehen, dass die Handbremse auf der anderen Seite weniger oder gar nicht funktioniert. - Den Zustand der Bremsleitungen checken. Die Metallleitungen sollten maximal nur mit Flugrost bedeckt sein, die Bremsschläuche dürfen nicht porös oder eingerissen sein. Im Inneren der Schläuche befindet sich ein Metallgewebe, das dem Schlauch die erforderliche Stabilität gibt. Sind die Bremsschläuche porös kann das Metallgewebe angerostet sein und in der Folge kann der Schlauch platzen. In Bremsanlagen kommen Drücke bis 160-180 bar zustande!!! Der Bremsschlauch kann mit zunehmendem Alter auch aufquellen, sprich der Querschnitt in der Leitung verkleinert sich oder wird komplett abgedichtet, was einen Ausfall der Bremse an diesem Rad zur Folge haben kann, oder andererseits dass die Bremse nicht mehr lösen kann, weil dadurch der Druck gehalten wird. - Ist die Bremsflüssigkeit goldgelb oder weißlich-gelb? Sie zieht mit der Zeit Wasser an (hygroskopisch) und wenn die Bremse heiß wird kann es durch das Wasser in der Bremsflüssigkeit zur Dampfblasenbildung kommen. Beim Bremsen verdichtet man dann nur die entstandenen Luftblasen und die Bremse funktioniert nicht mehr.
Probefahrt
- Die Lenkung darf nicht schlagen. Liegt ein Lenkradschlagen im Bereich von 80 -120km/h vor, liegt es meist an einer Reifenunwucht. Kommt das Schlagen auch in niedrigeren oder höheren Geschwindigkeitsbereichen vor ist meist etwas an der Vorderachse ausgeschlagen. - Heult das Getriebe oder die Hinterachse? Bei älteren Autos hört man zwar die Mechanik, aber es darf nicht dabei wehtun - Die Gänge sollten sich sauber schalten lassen. Klemmt der erste Gang und der zweite lässt sich leichter, aber auch mit Mühe schalten deutet dies auf eine defekte Kupplung hin. - Das Fahrzeug muss nach einem starken Bremsvorgang relativ spurstabil bleiben. Dazu beim Bremsen das Lenkrad locker halten, KEINESFALLS loslassen! Achtung: Bei versch. Fahrzeuge wie bspw. dem Käfer mit manueller Bremsnachstellung ist es fast unmöglich eine korrekte Einstellung vorzunehmen. Im Zweifelsfall Verkäufer fragen oder im Handbuch nachschauen. - Defekte Radlager fangen in schneller gefahrenen Kurven zu heulen an. Darum ruhig mal ein wenig flotter über die Landstrasse...
Innenraum
- Zu guter letzt sollte man noch alles ausprobieren, das an dem Fahrzeug verbaut ist, wie Radio, Schiebedach, Fensterheber elektr./mech., Schlösser und Schlüssel, Beleuchtung innen/außen usw. - Das Armaturenbrett auf Beschädigungen untersuchen. Durch die Sonne platzen sie gerne! - Sind die Polster in Ordnung? Originale Stoffe sind sehr schwer bis gar nicht mehr zu bekommen! - Passen alle Instrumente und Schalter zum Auto und funktionieren? Nicht vergessen auch die Heizung mit Gebläse und Luftverstellung zu prüfen! - Ist der Teppich, vor allem im Fußraum des Fahrers trocken? Außer einer undichten Frontscheibendichtung kann auch der Kupplungsnehmerzylinder oder der Heizkühler undicht sein. Findet man eine Flüssigkeit im Fußraum vor verreibt man sie zwischen Daumen und Zeigefinger. Wirkt die Flüssigkeit „trocken“ handelt es sich um Bremsflüssigkeit. Ist die Flüssigkeit leicht klebrig und schmeckt süß, ist es Frostschutzmittel aus dem Heizkühler. ACHTUNG: Bremsflüssigkeit ist giftig! - Den Teppich anheben. Durchrostungen können unbemerkt vom Unterbodenschutz verdeckt sein, darum lohnt der Blick von oben! - Funktionieren die Fensterheber und die Türöffner einwandfrei? - Wie sieht der Dachhimmel aus? Ist er eingerissen oder stark verschmutzt? Auf jeden Fall auch mal die Sonnenblenden herunter klappen. - Sind Gurte vorhanden? Wie sehen die Gurte aus? Rasten die Gurte wenn man schnell daran zieht? Rasten die Gurte in den Gurtschlössern und sind die Gurtschlösser vorhanden und in Ordnung? Fahrzeuge mit Erstzulassung nach dem 01.01.1974 müssen auf den Vordersitzen Gurte haben. Auf den Rücksitzen müssen seit dem 01.05.1979 Gurte sein. - Funktioniert die Rückwärtsgangsperre? - Windschutzscheibe nach Steinschlägen oder Rissen absuchen. Verbundglasscheiben am Rand untersuchen, ob sich die Folie löst (Scheibe wird milchig)
Verhandlung
Wenn man sich nun sicher ist, dass man "sein" Schätzchen vor der Nase stehen hat, dann erst mal nichts überstürzen. Die rosarote Brille zwickt all zu gerne, darum ist man nicht falsch beraten, einen Kenner der Materie mitzunehmen, der einen auf den Boden der Tatsachen zieht... Ist der Wagen im beschriebenen Zustand? Hat er Schäden die nicht besprochen wurden? Man sollte bei solchen Problemen den zu erwartenden Aufwand vom Fahrzeugwert abziehen und das als Gegengebot abgeben. Ganz wichtig: Erkundigt Euch vorher nach den Preisen. Das kann man über das Internet und/oder in entsprechenden Oldtimerzeitschriften und bei Markenclubs gibt es auch gute Infos! Wenn dann Einigkeit über den Preis herrscht - herzlichen Glückwunsch. Über den ADAC (http://www1.adac.de/Recht_und_Rat/vertraege_formulare/mustervertraege/musterkaufvertraege/...) lässt sich ein Kaufvertrag ausdrucken. Dabei sollte man nebenbei auch die Uhrzeit des Kaufs eintragen, damit lässt sich die Frage beantworten ob und wem das Auto zum Zeitpunkt eines evtl. Unfalls oder eines anderen Verkehrsvergehens gehörte!
Wie lasse ich meinen Oldtimer zu?
War der Wagen schon einmal in Deutschland zugelassen (DDR gilt hier nicht als Deutschland!!!), braucht man lediglich eine bestandene Hauptuntersuchung und, falls erforderlich, eine gültige Abgasuntersuchung. Kommt der Wagen aus dem linksgelenkten europäischen Ausland, ist in der Regel nur eine Abnahme nach §21 StVZO in Verbindung mit einer Abgasuntersuchung erforderlich. Das ist die so genannte Einzelabnahme. Bei Fahrzeugen aus Übersee sind normalerweise erst noch ein paar Umbauten (z.B. an den Beleuchtungseinrichtungen) erforderlich, bevor man den Wagen einem TÜV-Prüfer zur Abnahme (§21 StVZO) vorstellen kann.
Grundsätzlich kann man für Oldtimer drei unterschiedliche Zulassungsarten wählen:
- H-Kennzeichen - 07er-Kennzeichen - Saisonkennzeichen
H-Kennzeichen (§9 Abs.1 FZV)
Für die Zuteilung eines H-Kennzeichens ist eine Abnahme nach §23 StVZO (Oldtimerbegutachtung) erforderlich. Für diese Untersuchung gibt es einen Anforderungskatalog nach §21c StVZO dem der Wagen entsprechen muss. Es wird in erster Linie auf die Originalität, bzw. auf die Zulässigkeit zeitgenössischer Umbauten geachtet. Der Wagen muss mindestens die Zustandsnote 3 erreichen: Gebrauchter Zustand. Normale Spuren der Jahre. Kleinere Mängel, aber voll fahrbereit. Keine Durchrostungen. Keine sofortigen Arbeiten notwendig. Nicht schön, aber gebrauchsfertig. Die Einschätzung der meisten Verkäufer, und auch Oldtimerbesitzer, über den Zustand ihres Schätzchens ist viel zu optimistisch. Ein Auto im Zustand 2 ist ein gut restauriertes oder sehr gut erhaltenes Museumsstück, und Einserfahrzeuge sind extrem selten! Die Oldtimerbegutachtung beinhaltet eine Hauptuntersuchung, es ist zusätzlich nur noch die Abgasuntersuchung zu machen, falls erforderlich. Benziner sind mit Erstzulassung nach dem 01.07.1969 AU-pflichtig, Diesel ab 01.01.1977. Fahrzeuge mit dem H-Kennzeichen sind von dem Feinstaubplaketten-Wahnsinn ausgenommen und dürfen somit überall fahren. Fahrzeuge mit H-Kennzeichen unterliegen der 2-jährgen Untersuchungspflicht nach §29 StVZO („TÜV-Untersuchung“) Die Kfz-Steuer beträgt für PKW pauschal 191,73 €, unabhängig vom Hubraum oder der Fahrzeugklasse.
07er-Kennzeichen (§17 FZV)
Für die Zuteilung eines 07er-Oldtimerkennzeichens ist auch eine Untersuchung nach §23 StVZO erforderlich. Eine gültige HU/AU ist grundsätzlich nicht erforderlich, kann aber dennoch von der zuständigen Straßenverkehrsbehörde gefordert werden. Fahrzeuge mit dem 07er-Kennzeichen müssen nicht zur wiederkehrenden Prüfung nach §29 StVZO („TÜV“). Oldtimer mit 07er-Kennzeichen dürfen nur an Veranstaltungen teilnehmen, die der Darstellung von Oldtimer-Fahrzeugen und der Pflege des kraftfahrzeugtechnischen Kulturgutes dienen und benötigen hierfür sowie für Anfahrten zu und Abfahrten von solchen Veranstaltungen keine Betriebserlaubnis und keine Zulassung. Dies gilt auch für Probefahrten und Überführungsfahrten sowie für Fahrten zum Zwecke der Reparatur oder Wartung der betreffenden Fahrzeuge. Darüber hinausgehende Fahrten sind nicht zulässig. Das bedeutet, wenn die Polizei so ein Fahrzeug vor einem Supermarkt oder vor der Disko findet, ist man fällig. Man kann mit einem 07er-Kennzeichen auch mehrere Fahrzeuge fahren (natürlich nicht gleichzeitig), aber die Fahrzeuge müssen auf das Kennzeichen angemeldet sein. Man darf es nicht für x-beliebige Oldtimer verwenden. Fahrzeuge mit diesem Kennzeichen sind ebenfalls von der Feinstaubplakette befreit und die Steuer beläuft sich, wie beim H-Kennzeichen auf 191,73 € für PKW.
Saisonkennzeichen (§9 Abs.3 FZV)
Das Saisonkennzeichen ist im Prinzip ein „normales Kennzeichen“ mit einer befristeten Verwendungsdauer. Die Zulassungsdauer ist auf mindestens 2 und auf max. 11 Monate im Jahr begrenzt. Der Zulassungszeitraum ist auf den Kennzeichen in Klammern angegeben (oben der erste Zulassungsmonat, darunter der letzte). Innerhalb des Zulassungszeitraumes wird das Fahrzeug wie ein normal zugelassenes Fahrzeug behandelt. Feinstaubzonen müssen beachtet werden, oder man braucht die entsprechende Plakette. Das Fahrzeug wird normal besteuert, lediglich halt auf den Zulassungszeitraum berechnet. Außerhalb des Zulassungszeitraums wird das Fahrzeug wie ein abgemeldetes Fahrzeug behandelt. Man darf es nicht mehr im öffentlichen Straßenverkehr bewegen oder parken.
Zustandsnoten
Hierzu der Originaltext aus dem Kleinanzeigenteil der "Oldtimer-Praxis", einer Schwesterzeitschrift des "Oldtimer-Marktes":
Note 1: Makelloser Zustand. Keine Mängel an Technik, Optik und Historie (Originalität). Fahrzeug der absoluten Spitzenklasse. Wie neu (oder besser). Sehr selten!
Note 2: Guter Zustand, Original oder fachgerecht restauriert. Mängelfrei, aber mit leichten Gebrauchsspuren. Keine fehlenden oder zusätzlich montierten Teile. Ausnahme: Wenn es die StVZO verlangt. (Vergl. ein bis zweijähriges Auto)
Note 3: Gebrauchter Zustand. Normale Spuren der Jahre. Kleinere Mängel, aber voll fahrbereit. Keine Durchrostungen. Keine sofortigen Arbeiten notwendig. Nicht schön, aber gebrauchsfähig. (Vergl. fünf bis sieben jähriges Auto)
Note 4: Verbrauchter Zustand, eventuell teilrestauriert. Nur bedingt fahrbereit. Sofortige Arbeiten notwendig. Leichtere bis mittlere Durchrostungen. Einige kleinere Teile können fehlen oder defekt sein. Aber: immer noch relativ leicht zu reparieren (bzw. restaurieren). (Vergl. zehn bis zwölf jähriges Auto)
Note 5: Restaurationsbedürftiger Zustand. Nicht fahrbereit Schlecht restauriert bzw. teil- oder komplett zerlegt. Größere Investitionen nötig, aber noch restaurierbar. Fehlende Teile.
Die Frage, ob ein Fahrzeug durch einen schweren Defekt (nicht fahrbereit) gleich um mehrere Noten fallen kann, ist umstritten. Im Zweifelsfall ist es besser, die notwendigen Reparaturkosten zu ermitteln, um sie dann vom Kaufpreis abzuziehen. Zugrunde gelegt wird dann der Marktwert des gleichen Autos ohne den wertmindernden Schaden.
Oldtimer als Wertanlage?
Zu dem Thema Oldtimer als Wertanlage gibt es sehr kontroverse Diskussionen, die wohl niemals abschließend behandelt werden. Die einen behaupten, ein Oldtimer sei eine sehr gute Geldanlage mit hoher Rendite, die anderen sagen, wenn man den Oldtimer als Wertanlage betrachtet, sollte man den Wert auch planbar herausziehen können wenn man ihn braucht, und nicht erst, wenn man endlich einen Käufer gefunden hat. Es gibt auch Unterschiede zwischen dem Marktwert und dem tatsächlichen Verkaufspreis. Außerdem darf man die Kosten für Pflege, Wartung, Garagenmiete, evtl. Steuer und Versicherung usw. nicht außer acht lassen. Gerade bei so genannten Brot und Butter Fahrzeugen wird das schnell ein null zu null Geschäft.
Nicht desto trotz haben wir ein paar Beispiele zur Preisentwicklung bei Oldtimern heraus gesucht. Gerade beim VW K70 zeigt sich, dass sich nicht jeder Oldtimer gut im Preis entwickelt:
War ein 280SL Pagode 2002 im 2er Zustand für 32700€ zu haben, so zahlte man 2008 schon 48000€, 2009 sogar 58000€!
Ein Fiat 500 Standard hatte 2002 im 2er Zustand einen Wert von 4500€, 2008 waren es schon etwa 10000€
Ein Käfer 1303LS Cabriolet kostete 2002 10700€, sechs Jahre später 14000€
Der VW K70LS mit 100PS kostete 2002 im Zustand 2 ca. 3300€, in 2008 wechselte er für nur 4700€ den Besitzer.
Eine Giulia Nuova Super 1300 bekam man 2002 für ca. 5500€ und in 2008 für 10500€. Heute wird sie für 11000€ gehandelt.
Quelle: Classic Data und Oldtimer Markt
Man kann aber sagen, dass ein Oldtimer, im Gegensatz zu modernen Autos, nichts mehr von seinem Wert verliert – selbst beim K70
Endlich durch...
Jetzt sind wir am Ende unserer Oldtimer-Kaufberatung und hoffen, dass wir damit etwas geschaffen haben, das bei der Erfüllung eines Traums helfen kann und vor bösen Überraschungen bewahren soll. Trotz allem sollte beim Kauf eines Oldtimers – und auch bei jedem anderen Gebrauchtwagen – ein Fachmann hinzu gezogen werden, falls man nicht selbst der Fachmann ist. In jeder Stadt gibt es Kfz-Prüfstellen von TÜV, DEKRA, GTÜ, KÜS usw. bei denen man das Objekt der Begierde prüfen lassen kann. Die Prüfer können allerdings meist „nur“ den technischen Zustand bewerten, da sie sich mit diesem bestimmten Fahrzeug nicht so intensiv auseinander gesetzt haben wie Käufer und Verkäufer es gemacht haben (sollten). Aber selbst der reine technische Check ist da sicher schon eine große Hilfe für den Laien.
© by Timo Bischof und Joachim Heß
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