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Wed 29. Aug. 2012, 13:29:13 |
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Hamburg-Mora
Einen Freund von mir mit seinen zwei Söhnen (12J) und ich mit meinem Sohn (7J) zog es letzten Freitag nach Kiel auf die Fähre, wir bezogen unsere Familienkabine und fieberten auf Deck der Abfahrt entgegen, es war mild, die Sonne wärmte und eine leichte Brise ließen Gutes erahnen. Pünktlich und ausgeschlafen legten wir um 9 Uhr morgens in Göteborg an und 2 Kaffee später fuhren wir mit der Sonne Richtung Vänersee. Die Jungs nutzten jede Pause und Gelegenheit zum angeln für das nahenden Abendessen. So kurvten wir duch Värmland nach Dalarna und die Spannung stieg als wir einem Elch begegneten und ein Schild den letzten Abschnitt nach Mora mit 50km ankündigte. Die tiefer stehende Sonne ließ die Kleinstadt mit ihren Farben und Menschen surreal wirken, nach all den Kilometern durch die Landschaft, der See blitzte und ein leichtes Kräuseln bedeckte seine tiefblaue Farbe. Nach dem 2. Kreisel bogen wir Richtung Orsa ab und folgten der E45 welche wir alsbald verließen und auf eine Schotterpiste Richtung See abbogen. Und da war es, hinter einer großen alten Scheune war die Hausnummer 7, ein gelbes großes Haus mit Hof und allem was wohl dazugehört.
Wir waren angekommen. Die Kinder grüßten wobei der Sohnemann grade von einem Scania Truck stieg, sein Truck wohlgemerkt den man in Schweden mit 15 und einer Sonderzulassung fahren darf. Unsere Jungs sprangen aus dem Wagen und liessen sich alles zeigen, sie konnten ihr Glück kaum fassen. Peter schrieb in einer Nachricht das er wahrscheinlich später kommen würde, wir aber den Wagen begutachten und Probe fahren dürfen, der Schlüssel stecke und sein Haus sei auch offen. Und dann sah ich ihn, er lugte, von der tiefstehenden Sonne beschienen, mit seinem Kühlergrill und den beiden dazugehörigen Augen aus der Remise, an der uralten Scheune. Wir hielten inne und gingen um den Volvo herum, wir schauten uns an und konnten es beide in diesem Augenblick kaum fassen, erster Eindruck, Wahnsinn, doch schon zuckte der Gedanke durch den Kopf das dies kein Neuwagen ist was wir hier vor uns sahen und nun die Aufgabe darin bestand die verborgenen Roststellen ausfindig zu machen. Haube auf. Und was ich nun sah liess mich für einen kurzen Moment innehalten, Stop, nein, das kann doch nicht, es war zu schön um wahr sein zu können, hier war auch nach genauer Prüfung nichts zu finden. Zweifel, ich kroch mit dem Akkustrahler unter der Vorderwagen, Steh.- Leit- und Innenkotflügel erschienen im original Lack, kein Rost wo ich auch hinleuchtete. Weiter mit dem Vorderachskörper und der vorderen Traverse… Ich weiss nicht wie ein 1A aussehen soll, aber hier schien etwas sehr nah dran zu sein.
Und dann stand Peter in der Scheune und begrüßte uns in einem perfekten Deutsch, A-B Säule sauber und dann die C- Säule weiter hinter, hinter dem Einstieg, hier ging es los im Radhaus, weiter, hier wurden wir fündig. Aber es zeigte sich auch das es begrenzt war. Der Unterboden entpuppte sich mit nur einer dünnen gleichmässig aufgetragenen Schicht als durchgehend homogen, ohne den normalen alten Bitumen-Plack. Es war nichts zu finden, irre. Kofferraum, Tank und hintere Klappe, wie neu, wirklich, wir standen da und ein Gefühl der Verheißung stellte sich ein.
Probefahrt. Der Motor nahm nach Sekunden seinen Dienst auf, der B20, der 145er und ich rollten vom Hof und bogen auf eine Schotterpiste Richtung See, gradeaus, der Motor zog sehr gut der Schaltknüppel rastete in den 3. und nach der nächsten Kurve führte der Weg direkt runter zum Ufer wo die Sonne bereits unterging und alles nochmal aufleuchten liess, aus der Heizung strömte nun diese besondere Volvo-Wärme, ich war im Glück.
Auf der Terrasse mit Seeblick und in den letzten Strahlen der untergehenden Sonne zischten die ersten Biere auf und Peter entrollte alle Dokumente… skal
Peter hatte für uns eine Hütte am See von einem Nachbarn reserviert und wir durften den schwedenroten Volvo für eine weitere Begutachtung und Probefahrt mit hinunterfahren. Wir verabredeten uns für den nächsten Mittag. 2. Probefahrt. Hoch auf die E45 und ich erhöhte erst zögerlich doch dann offensiv das Tempo, der B20 nahm das Gas direkt an, es waren keine Nebengeräusche zu hören – 100km/h, er zog, satt. Nun zeigte sich das der Eindruck vom Vortag zutreffend gewesen war, Motor und Getriebe waren ohne jegliche Ölspur aber mit einer Schicht normaler Gebrauchspuren, alles lief wie es sein sollte, die Gänge ließen sich sauber einlegen, herrlich. Nach 5 Minuten ging die Temp-Anzeige ins Ende des 3. Drittel vor Rot. Ich hielt an und und zog den Keilriemen nach. Während der weiteren Fahrt fiel der Zeiger auf Mitte, aber das sollte es noch nicht gewesen sein.
Peter fragte ob mir der Wagen zusagen würde und ich solle ihm ein Gebot machen. Er wollte 30tsd Skr und ich bot ihm 23, wir landeten bei 24 und schlugen ein. Welch ein Gefühl, das Adrenalin begann sich wieder zu melden und nachdem ich die Verteilerkappe und Zündkabel getauscht hatte, welche Peter mir von seinem 1A dastehenden Amazon-Kombi rüberreichte, kaufe ich morgen neu sagte er, stellte ich noch schnell die Zündung ein und wir konnten, viel zu spät, die Rückreise antreten. Die Jungs sprangen mit einem Beutel Fische in die Sitze des 164er und mein Sohn nahm stolz und überglücklich neben mir im schwedenroten Volvo als Beifahrer Platz.
Wir sollen wiederkommen, hier Ferien machen, die ganze Familie mitbringen… Mit solch einem Gefühl die Heimreise anzutreten war wahrlich ein Geschenk. Wir kamen Abends nach einem weiteren Elch in Arvika an, sehr spät, es war schon 22 Uhr durch und wollten unbedingt den Campingplatz dort am See erreichen, welchen ich von vorigen Reisen gut kannte, einer mit Platz für spät Ankommende. 22:15, letzter Kreisel, ein Knirschen, ein Zong, und ich rollte in die Dunkelheit.
Das Kupplungsseil war gerissen und Mike besorgte schnell ein Abschlepptau und wir fuhren 20 Minuten später auf den Campingplatz wo ich mit meinem Sohn im 145er übernachtete, herrlich und so schön weich der Teppich. Vorher setzte ich noch eine Nachricht an Peter ab welcher mir sofort die Teilehändler vor Ort übermittelte und schrieb das es am nächsten Tag kein Problem sein würde ein neues Seil zu bekommen. Das Abenteuer war wieder spürbar, wir mussten abends die Fähre erreichen, die Kennzeichen liefen ab.
Am nächsten Morgen, nach dem ersten Kaffee, bin ich dann um 8 Uhr aufgebrochen zu dem Volvohändler um die Ecke, 1 Woche sagte der Mann hinter dem Tresen. Ich ging zurück zum 164er und folgte Peters Tipp zu Mekonomen zu fahren, ein Teilehändlernetz welches in jeder Kleinstadt in Schweden zu finden ist.
Auf dem Parkplatz vor Mekonomen stand ein Volvotaxi aus den 40ern, in mir kam Hoffnung auf. Ich ging zum Tresen und nannte dem Mann dahinter meinen Teilewunsch und Baujahr. Nach kurzem Tippen am Rechner verschwand er im großen hinter gelegenen Lager, es war eine lange Minute, doch dann kam er zurück und legte das Teil tatsächlich auf den Tresen und sagte das es das letzte ist. Er tippte daraufhin wohl eine neue Bestellung in den Rechner. Dann wandte er sich mir wieder zu und meinte ich könne nicht mit Karte zahlen, bei Mekonomen geht nur Cash. Er fragte wieviel Bargeld ich hätte und überließ mir das Seil mit besten Wünschen führ die Heimfahrt mit 60Skr Rabatt.
Ich trat hinaus in die Sonne und war wohl in diesem Moment der glücklichste Mann in ganz Arvika…
Das Teil war schnell eingebaut und der Campingplatzbesitzer und andere Schweden wurden nun auf uns aufmerksam und sahen mit Wohlwollen den Geschehnissen zu. Sie meinten das ein Mann in Schweden immer etwas „fixen“ muss und das dies ganz normal sei, sie gaben uns auch den Hinweis das es erlaubt ist, wenn einem das auf freier Strecke geschieht man überall campen darf und auch sein Auto „fixen“ darf, egal wo, das sei völlig OK in Schweden. Der Besitzer kam nochmal bei der Abfahrt auf uns zu und meinte das der 145er und auch der 164er sehr seltene Fahrzeuge mittlerweile in Schweden seien vor allem in diesem Zustand hier, er selber hätte unteranderem auch einen 73‘ - 145er den er über alles schätze, wir verabschiedeten uns auch hier mit den besten Wünschen und einer Herzlichkeit die so echt war das man es kaum glauben mag, unsere Söhne sahen uns an und waren mächtig stolz auf ihre Väter die das Ge-fixt hatten, ich legte den 1, Gang ein, die Reise ging weiter über gewundene Straßen und Schotterpisten nach Glaskogen. Nach einem letzten Fisch-Imbiss, den unsere Jungs geangelt hatten verliessen wir Värmland Richtung Göteborg. Die Temeraturanzeige ging bei kaltem Motor innerhalb von 5 Minuten weit nach rechts und erst nach weiteren 10-15 Minuten Fahrt wieder Richtung Mitte, es stellte sich auch heraus das kein Druck im Kühlsystem war, also fuhr ich immer mit einem Auge auf den roten Zeiger weiter der untergehenden Sonne entgegen.
Schweden, wir kommen wieder, Peter es war schön Euch kennenzulernen, „we keep in touch“ wie du so schön sagtest, Danke an alle.
Erst der Schwedenrote, dann verschwand auch der 164er im Bauch der Stena Jutlandica und wir fielen auf Deck, in unseren Schlafsäcken, in einen kurzen berauschenden Schlaf…
matti
--> erste Eindrücke, es gibt noch mehr, sind noch auf den Filmen
http://form02.de/145schweden/index.html
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Editiert am Thu 30. Aug. 2012, 8:46:17 von Mattinycänen
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