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Gets Around
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Fri 9. Apr. 2021, 20:06:08 |
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Mais oui, mon cher Bernard,
da war ich durchaus einige Tage erschüttert und beschämt, bis ich mich zu dieser Entschuldigung aufraffen und bekennen musste, wie recht Du doch hast. Einfach in ein Thema (zu dem man obendrein wenig beizutragen hat) hineinzugrätschen und mal ein paar ordnende und mahnende Worte zu sprechen – dazu braucht es Schneid und die Standhaftigkeit einer deutschen Eiche. Dafür danke ich Dir. Eine Frage der Zeit war es nur angesichts jener Verwirrung der Sprachen, die rapide um sich greift in diesem ‚Forum‘ (können wir dieses lateinische Fremdwort endlich mal ausmerzen?) und den Blick auf unsere geliebten nordisch-hehren Viertopfzerknalltreiblinge verdüstert.
‚…welschen Dunst und welschen Tand sie pflanzen uns in deutsches Land‘, diese degenerierten geltungssüchtigen kirschkernspuckenden I-Tüpfelchen. Selbstbezogen und um fragwürdige Weltläufigkeit bemüht zersetzen sie mit ihrem Gift unser tapferes Ringen um das Wahre, Schöne und Rollende. Volvo? Einfach nur ärgerlich, dieser Markenname unserer – nein, nicht Autos – Fahrzeuge. Und welcher Ausländer hat die Stirn, uns auch noch das Beherrschen irgendwelcher lateinischen Konjugationen zu verordnen, damit wir das Wort überhaupt verstehen? Unerhört. Lass uns doch Nägel mit Köpfen machen und ab jetzt ‚Die Rollenden‘ heißen. Lasst uns endlich befreit den neuen Namen feiern, in Granit meißeln und mit lodernder Flamme in die neuen Ventildeckel gießen!
Ich weiß: manche Maßnahmen tun weh. Allenthalben verhuscht-leises Wehklagen, Heulen und Zähneklappern. Doch wenn unser Bernhard im Gewande Thors seinen Hammer schwingt, wird am Ende alles gut. Und wenn es nicht endlich Deutsch ist, dann war‘s noch nicht das Ende. Was deutsch und echt, wüsst keiner mehr, lebt’s nicht in deutscher Meister Ehr!
Ja, auch ich hab mich geläutert. Habe den kleinen Stowasser, das zerlesene Oxford Advanced und den grünen Pons von meinem Schreibtisch gefegt. Nein – nicht ins Altpapier getan, sondern die Bücher wie ein guter Deutscher der reinigenden Flamme übergeben. Und mein Schreibtisch ist nun – leer! Jungfräulich und blank wie eine blondbezopfte deutsche Maid. Leer ist nun auch der Kopf, reingefegt von diesen zehrenden fremdsprachigen Einflüssen, den hehren Göttern sei Dank.
Nehmt Euch also ein Beispiel. Und fragt nicht bangen Herzens, ob Ihr Euren schwarzrotgoldenen Amazon fürderhin mit seinem Namen begrüßen dürft, wenn Ihr morgens in die Garag… – nein, Wagenhalle! – kommt. Amazone? Haben das nicht die degenerierten alten Griechen erfunden? Pah… mitnichten – wir Doitschen waren es! Ein Zeugnis unseres tüchtigen Erfindergeistes – ein Moped der Schnapsglasklasse – trug als erstes diesen stolzen Namen. Fremde Menschen aus fernen Gauen waren es, die feige und in freibeuterischer Absicht diesen schönen deutschen Namen kapern wollten. Doch unsere Femegötter verhinderten den frechen Raub für die nächsten tausend Jahre. Ich finde also schon, dass wir weiterhin ‚Amazon‘ sagen dürfen. Was meinst Du dazu, Bernhard? Selbstredend hast Du das letzte Wort. Nix für ungut, dass ich da so vorpresche!
Jedenfalls ahne ich schon die Morgenröte der Neuen Zeit, genieße das Leben und verfolge auf meinem Taschenfernsprecher, was Euch Rollende so bewegt. Morgen vormittag putze ich den japanischen (ja, richtig gehört) Klappdecker meiner Freundin und freue mich daran, dass das Land der aufgehenden Sonne damals zu den Achsenmächten gehörte.
With much affection
Lutz
P.S. Nochmals möchte ich Dir danken, dass Du mir die Augen geöffnet hast, lieber Bernhard. Allzu lange war ich beherrscht von falschen Idealen der Toleranz und Offenheit, wie sie unter anderem jener Dichter vertrat, der nur einen Steinwurf entfernt von Deinem Wohnort großgeworden ist. Die dunkelsten Jahre Deutschlands verbrachte er im Exil. Welche Werte das sind, kannst Du in dieser kurzen Szene kopfschüttelnd nachvollziehen:
https://www.youtube.com/watch?v=6H0nzz2zOAE
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