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Fri 9. Feb. 2018, 4:41:34 |
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Hallo!
Gibt es keine weitere Meinung unter der werten Leserschaft zu diesem Thema, keine Kritik an der Vorgehensweise von Roy und meinen Ratschlägen?
Da es keine neuen Steckachsen mehr gibt ist die einzige Alternative nur krumme Steckachsen? Am Gewinde der Steckachse passiert gar nichts da dies von der Mutter geschützt wird, Radlager und Muttern wird Roy neue nehmen. Radlager sind hochpräzise Teile, aber robuster als wir glauben.
@Roy
Es scheint an dem nachgefertigtem Tellerradsatz zu liegen,der in Nahost gefertigt wurde....
Ich rate dir den Originalsatz oder den guten gebrauchten zu nehmen, eine mit Gleasonverzahnung. Teller- und Kegelrädern die irgendwo in kleinen Stückzahlen gefertigt werden würde ich nicht trauen!
Wenn es dir Roy und der restlichen Leserschaft recht ist, dann mache ich diesen Diskussionsfaden mal zu einem Technikerklär-Thread?
Die Hypoidverzahnung ist eine Bogenverzahnung und hat den Vorteil gegenüber eines gerade verzahnten Kegelradantriebs viel laufruhiger und höher belastbar zu sein, da mehr als ein Zahn im Eingriff ist. Bei alten Autos aus den Dreißigern hört man im vorbeifahren ein singen und wimmern, das kommt von den gerade verzahnten Zahnrädern der Hinterachse und des Getriebes. Das laute gekreische das man bei Innenaufnahmen von z.B. DTM-Rennwagen hört kommt von den gerade verzahnten Getrieben (hat spezielle Gründe) ebenso das jaulen beim flotten Rückwärtsfahren mit unseren Autos von dem gerade verzahnten Zahnradpaar des Rückwärtsgangs.
https://de.wikipedia.org/wiki/Hypoidantrieb
https://de.wikipedia.org/wiki/Kegelradgetriebe
Ein Laie kann sich nicht vorstellen wie genau das alles gefertigt ist was sich an unseren Autos dreht. Toleranzen von wenigen tausendstel Millimetern, oft noch weniger, sind normal, sonst würde kein Motor lange laufen, kein Getriebe leise sein und gescheit schalten lassen und sich kein Rad drehen.
Bei meinem Arbeitgeber gab es den eigenen Achsenbau in einem Riesengebäude in dem alle Teile für die Produktion von Vorder- und Hinterachsen angefertigt wurden, auf Montagebändern zu fertigen Achsen montiert und in Gestellen ans Band geliefert wurden. In einem Teil der Halle standen viele Maschinen der Firma Gleason, die, na logisch, Teller- und Kegelräder mit Gleasonverzahnung herstellten. Diese hochpräzisen robusten Maschinen stellten Teller- und Kegelräder über Jahrzehnte Tag für Tag in zwei Schichten her und ich habe nie gesehen, dass eine dieser Maschinen mal in Reparatur war. Die Werker haben das fertige Teller- oder Kegelrad aus- und das nächste einspannt und aufs Knöpfchen gedrückt, den Rest machte die Maschine und sie schaltete sich am Ende der Bearbeitung von selbst ab, ohne jegliches Zutun moderner Elektronik. Die fertigen Teile wurden in Körbe abgelegt die in den Gehängen eines Förderbandes standen das über hunderte Meter an den einzelnen Bearbeitungsstationen vorbei lief. Auch gab es einige Spezialisten in einem extra Raum die auf Gleason Schleifmaschinen die Schneidräder wieder schäften. Die Messer der Schneidräder waren auswechselbar und konnten viele mal nachgeschliffen werden, wenn sie abgenutzt waren wurden neue eingesetzt. Durch das nachschleifen waren die Messer unterschiedlich lang und so brauchte es wieder sogenannter Einrichter die die Maschinen einrichteten, wenn die Schneidräder ausgewechselt wurden.
Die Teller- und Kegelräderrohlinge wurden im Gesenk geschmiedet, die Kegelräder später auf Kaltfließpressen gefertigt. Alle Außenmaße wurden auf Drehautomaten bearbeitet, alle Bohrungen und Gewinde angefertigt, das Außengewinde am Kegelrad geschnitten und die Keilverzahnung auf dem der Kardanwellenflansch sitzt hergestellt. Dann erst Anfertigen der Hypoidverzahnung auf den Gleasonmaschinen, anschließend Wärmebehandlung um die Festigkeit zu erhöhen. Der Innendurchmesser am Tellerrad in dem der Ausgleichskorb sitzt und die Lagersitze am Kegelrad geschliffen, dazwischen immer wieder Qualitätskontrollen damit keine fehlerhaften Teile weiter gegeben wurden.
Meine Abteilung befand sich damals im Achsenbau und ich war immer sehr neugierig, woran sich bis heute auch nichts geändert hat . Wann immer es ging bin ich in die Produktion gegangen und habe den Leuten über die Schulter geschaut und Fragen gestellt. Ganz besonders war ich davon fasziniert, dass auf speziellen Maschinen ein Teller- und ein Kegelrad genau in der Lage wie sie in den Achsen später zu einander laufen aufgenommen und mit einem Pinsel hauchfein etwas von einer gelben Paste aufgetragen wurde (nicht so eine Sauerei wie in den you tube Filmen unten) und die Teile zusammen liefen. Anhand wo die Paste weggewischt war konnte er sehen wie das Tragbild der Zähne war und er verstellte die Maschine so lange bis es stimmte. Dieser Wert wurde dann mit einem Elektroschreiber auf das Kegelrad geschrieben und der Kollege im Zusammenbau legte diesen Wert dann mit Scheiben, den sogenannten Shims, bei. Wie mit den Achsen und den Teilen in ihnen teilweise umgegangen wird wissen wir ja jetzt und so war ich damals beeindruckt als der Kollege ein Haar des Pinsels ausriss und zwischen zwei Zähne legte, anschließend startete er die Maschine wieder und es war ein lautes klackern zu hören. Also sollten peinlichste Sauberkeit bei der Fertigung und bei späteren Reparaturen oberste Priorität haben!
Dies alles aus meiner Erinnerung von 1967 oder war es 68 !
Roy sicher hast du dich schon in alles mögliche eingelesen? Hier habe ich das Einstellen eines Hinterachsdifferenzials an einer Opelachse gefunden, das waren genau so starre Achsen wie die an den alten Volvos. Auf Seite 12 kann man sehen wie das Tragbild aussehen muss und wie nicht, im Volvowerkstatthandbuch übrigens genauso und auf Seite 6 sieht man an der Stirnfläche die Angaben die mit dem Elektroschreiber aufs Kegelrad geschrieben wurden.
www.smon.de/Restaurationshelfer/EinstellendesHinterachsdifferenzials.doc
Hier wird auf you tube gezeigt wie es geht, deutsche habe ich keine gefunden!
https://www.youtube.com/watch?v=dAqAqODmcj4
Die alten starren Hinterachsen in den Oldis verrichten/ten über Jahrzehnte und hunderttausenden Kilometern unauffällig ihren Dienst. Dabei wurden sie oft vernachlässigt, junge Kerle haben bei Vollgas die Kupplung fliegen lassen und Familienväter und Bauherren sie mit überladenen Anhängern überlastet. Und sehen sie dann irgendwann so aus wie die Achse von Nalle, kann in ihrem inneren trotzdem noch alles in Ordnung sein.
Also geht gut mit euren Achsen um
Bernhard
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