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... also, auch wenn es etwas vom Thema wegführt, möchte ich doch dringend mal Partei ergreifen für meinen Berufsstand des Journalismus und mich - in diesem Bezug - mal gleich gegen die ätzenden Modewörter "Lügenpresse" etc. verwehren. Ich weiß, Bernhard, du hast es nicht so gemeint, aber wehret den Anfängen, und auch Journalisten haben erst einmal Respekt verdient (du magst deine Gebrauchtteile ja auch nicht pauschal als Gerödel diffamieren lassen). Aber es geht hier absolut nicht gegen dich, Bernhard!

Wer sich mal Gedanken über die Arbeitssituation der Journalisten macht, wird sehen, dass zum einen die Ausbildung immer mieser oder gleich gänzlich eingespart wird - ohne Grundkenntnisse werden die Leute rausgeschikt, ihre Geschichten zu recherchieren. Die Redaktionen sind auf ein Minimum heruntergeschrumpft, Spezialisten gibt es nicht mehr (oder sie werden als zu teuer angesehen), Zeit für gründliche Vorrecherche wird nicht zugebilligt, und es muss alles in Windeseile geschrieben werden - dann ab zum nächsten Thema, Redaktionsschluss und Drucktermin im Nacken.

Ich bin selbst SEHR GENERVT, wenn in den Zeitungen und Magazinen Fehler enthalten sind (leider stark zunehmende Tendenz), aber das kann man nicht den "Schreiberlingen" allein zur Last legen. Wenn die Produktionsbedingungen für Texte und Reportagen mies sind, kann nichts anderes mehr dabei herauskommen. Schuld haben die Anteilseigner der Verlage, die nur Gewinn herauspressen wollen, und weil es die früher sehr üppigen Anzeigenerlöse nicht mehr bringen, wird zur Stabilisierung des Gewinns (Rendite nennt man sowas wohl) immer mehr am Produktionsmittel gespart - das sind die Journalisten. Die Qualität der Texte und Hefte zählt da nichts mehr. Bernhard spricht selbst vom "System, mit möglichst geringem Aufwand eine Zeitung zu füllen" - völlig richtig, aber das ist nicht Schuld der Autoren, die sind selbst dabei oft die Leidtragenden.

Hinzu kommt: Immer weniger Journalisten arbeiten in Festanstellung - und wer pro Text schlecht bezahlt wird, muss ganz einfach mehr runterschrubben, um seinen Lebensunterhalt bestreiten zu können. Mal einen Text den interviewten Gewährsleuten zum Gegenlesen zu geben, würden viele zwar machen, aber dafür ist einfach keine Zeit. Journalismus - auch für Monatsmagazine - ist ein sehr schnelles Business, da erlaubt kein Redaktionsleiter noch ein langes Herumfeilen am Text, auch wenn das oft sicherlich nötig wäre, keine Frage. Die allermeisten Kolleginnen und Kollegen machen ihren Job gerne und so gut sie können - nur lässt man sie das oft eben nicht mehr so machen.

Wenn man einem Autolackierer nicht die Zeit für eine gute Vorbereitung und Ausführung der Lackierung lässt, wird das Ergebnis auch mies - wundert das noch jemanden?

Gruß
Kay


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